Künstliche Intelligenz springt für musikalisches Genie ein? An diesem Wochenende- am 9.10.2021 – wurde Beethovens 10. Sinfonie in Weltpremiere aufgeführt – als Schöpfung einer Künstlichen Intelligenz. Die KI vollendet „die Unvollendete“.
Bis jetzt hieß sie stets „die Unvollendete“ – Beethovens 10. Sinfonie. Das sahen Musikwissenschaftler als Herausforderung, und durch die Möglichkeiten einer Künstlichen Intelligenz auch als machbar, „die Unvollendete“ doch noch zu vollenden. In Partnerschaft mit der Deutschen Telekom wurde eine“ Beethoven AI“ geschaffen, also eine Künstliche Intelligenz (KI, engl. AI), die den typischen Beethoven Stil erkennen und nachahmen kann.
Mit Hilfe dieses Algorithmus wurde sie fertiggestellt: Beethovens 10. „KI“ Sinfonie. Am 9. Oktober 2021 wurde die Sinfonie in Bonn als Weltpremiere uraufgeführt, als Stream ist sie abrufbar auf Sendern der Telekom.
Kann KI anspruchsvolle Musik komponieren?
Bereits seit den achtziger Jahren wurde Musik mit Hilfe von Computerprogrammen „komponiert“, indem verschiedene Musikstücke miteinander gemixt und überlagert wurden.
Der gezielte Einsatz von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz kam dann in den 2000er Jahren auf. Einen Namen für KI Musik machte sich die Amerikanerin Taryn Southern, die das Musikalbum „I AM AI“ (dt.: Ich bin Künstliche Intelligenz) mit der Software Amper arrangierte und es 2017 bei Apple Music und Spotify einstellte. Auch Google bietet mit Magenta ebenso wie IBM mit Watson Beat eine vergleichbare Software wie Amper an.
Doch das war vergleichbare einfache Musik. KI „komponiert“ eher instrumentale Begleitmusik (sogenannte „Ambient Music) und Hintergrundmusik für Videos und Computerspiele, darauf spezialisiert ist z. B. das Berliner Startup Melodrive.
Umso mehr ließ aufmerken, dass Warner Music eine Partnerschaft mit der Musikplattform Endel eingeht, wie im Frühjahr 2019 bekannt wurde. Endel hat eine App entwickelt, die mithilfe künstlicher Intelligenz atmosphärische Klangwelten erschafft, die für jeden Nutzer personalisiert sind. Auch diese KI Musik wird eher Hintergrundmusik sein, allerdings durch die Beteiligung von Warner Music im großen Stil. Und wo es um wirtschaftliche Bedeutung geht, drängen sich auch Fragen zum Urheber- und Erfinderschutz auf.
KI Musik und Urheber- und Erfinderschutz
Grundsätzlich wirft KI Musik neben vielen Fragen auch die Frage der Schutzrechte auf. Letzten Endes beruht KI Musik aus der Datensammlung von sehr vielen Musikstücken, Symphonien und Opern – die jemand anderer erschaffen hat. Gleiches gilt auch für andere Kunstwerke. Viel Aufmerksamkeit erhielt beispielsweise „Edmond de Belamy“, ein KI-Kunstwerk im Rembrandstil, das 2019 bei Christie’s für mehr als 400.000 Dollar versteigert wurde – wir berichteten.
Denn der Algorithmus kann nur Vorhandenes bearbeiten, es geht um Übereinanderlagern, Längen verändern, Taktvariationen. Der eigene künstlerische Beitrag wird in der Art der Mischung von vorhandenem Material gesehen, also in dem Lernalgorithmus und dem daraus entstehenden neuen Werk. Es könnten also womöglich Urheberrechte verletzt werden.
Allerdings nicht im Fall von Beethovens 10. „KI“ Sinfonie. Denn in Deutschland und in der Europäischen Union erlischt 70 Jahre nach Tod des Urhebers das Urheberrecht. Beethoven aber ist seit fast 200 Jahren tot.
Auch Erfinderschutz für Schöpfungen einer Künstlichen Intelligenz ist bereits ein sehr aktuelles Thema. Das amerikanische Patentamt hat bereits signalisiert, dass KI „als solche“ patentierbar sein solle. Und auch die Frage, ob eine KI nicht auch der rechtmäßige Erfinder sein kann, liegt längst den Patentämtern und Gerichten vor (das höchste UK Gericht urteilte dazu im September 2020), der berühmte Fall Debus.
Im April 2021 schließlich hat die EU Kommission eine Erklärung mit dem klaren Ziel abgeben, Europa zum globalen Zentrum für vertrauenswürdige künstliche Intelligenz (KI) zu machen – wir berichteten. 2021 ist Jahr im Aufbruch für KI Innovation – und eben auch für KI Musik und Kunst, eindrucksvoll demonstriert mit Beethovens 10. „KI“ Sinfonie.
Beethovens 10. „KI“ Sinfonie – die Entstehung
Ähnlich wie bei dem KI Kunstwerk im Rembrandstil wurden für die Komposition von Beethovens 10. „KI“ Sinfonie nicht nur Aufzeichnungen von Beethoven verwendet, sondern ebenso auch Musikstücke, die Beethoven damals beeinflusst haben können, u. a. Stücke von Johann Sebastian Bach. Die Künstliche Intelligenz setzte immer wieder aus den vorhandenen Musikstücken Fragmente neu zusammen, überlagerte, mixte. Letztlich entstand daraus ein Notenwerk für Beethovens 10. „KI“ Sinfonie, die von dem Komponisten Walter Werzowa und dem Beethoven Orchester Bonn in eine lebendige Komposition umgesetzt wurde, wie die Telekom bekanntgab.
In jedem Fall ist mit Beethovens 10. „KI“ Sinfonie ein neuer Meilenstein der Künstlichen Intelligenz erreicht. Es ist daher gut, dass zunehmend auch internationale Abstimmung gesucht wird. So sollen rechtliche, technische und strategische Aspekte im Zusammenhang mit neuen Technologien und KI und dem Patentsystem ausgebaut und möglichst harmonisiert werden, streben aktuell die als „IP5“ bezeichneten fünf größten IP-Ämter der Welt an (das EPA, das JPO, das KIPO, die CNIPA und das USPTO).
Haben Sie Fragen zur Patentierbarkeit von Programmcode, Software, KI oder Industrierobotern?
Quellen:
Press Release der Deutschen Telekom
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