Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) legt für 2021 ein Förderprogramm auf zur Entwicklung und Unterstützung für die geplante Europäische Cloud ‚GAIA-X‘. Bewerben können sich Partner aus Interessenten, Anbietern und KMU / Start-Up, gefördert werden Anwendungsbeispiele zu GAIA-X.
Mit dem Aufbau einer europäischen Cloud namens GAIA-X, initiiert durch Deutschland und Frankreich, wollen die Europäer die Abhängigkeit der heimischen Unternehmen von den großen amerikanischen und chinesischen Anbietern reduzieren, die bisher die einzigen nennenswerten Anbieter für digitale Dateninfrastruktur und Datenspeicherung sind.
Im September 2020 war die Gesellschaft GAIA-X (franz: association internationale sans but lucratif (AISBL)) mit zunächst 22 Partnern aus Deutschland und Frankreich gestartet. Die Gründungsmitglieder aus Deutschland sind: Bosch, Siemens, SAP, Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V., Deutsche Telekom, DE-CIX, German Edge Cloud, PlusServer, International Data Spaces e.V. – und auch BMW.
Ähnlich prominent sind die Gründungsmitglieder aus Frankreich, z. B. der IT-Dienstleister Atos, OVH-Cloud und die Französische Telekom. Mit dabei sind aber auch die großen Cloud Anbieter Google, Microsoft und Amazon, und ebenso auch das chinesische Unternehmen Huawei und auch die Datenanalysefirma Palantir.
Denn Gaia-X strebt gar nicht an, selbst ein unabhängiger und individueller Cloudanbieter nach dem Vorbild von Google, Microsoft oder Amazon zu werden. Stattdessen will Gaia-X mit den bekannten großen Cloudanbietern zusammenarbeiten und strebt eine Vernetzung von vielen kleineren Anbietern aus Europa an mit den etablierten Cloudanbietern – unter Europäischen Regularien.
Die GAIA-X Gesellschaft und das BMWi stellen dabei drei große Anforderungen in den Mittelpunkt: Transparenz und Privacy in der Datenspeicherung sowie die sogenannte Interoperabilität; den Cloudkunden soll es also möglich sein, jederzeit die eigenen Daten aus der Cloud von einem Anbieter zu einem anderen umziehen zu können.
Das GAIA-X Förderprogramm des BMWi
Das sind die Anforderungen auch für das jetzt aufgelegte GAIA-X Förderprogramm des BMWi. Das Förderprogramm für „innovative und praxisnahe Anwendungen sowie Datenräumen im digitalen Ökosystem GAIA-X“, wie es offiziell heißt, will den Aufbau der digitalen Dateninfrastruktur GAIA-X vorantreiben. Einerseits soll die Anwenderseite von GAIA-X angesprochen und gefördert werden, also vor allem interessierte Unternehmen als künftige Kunden von GAIA-X. Dazu möchte das BMWi Kooperationen zwischen Anwendern und Anbietern aus Wirtschaft, Wissenschaft und dem öffentlichen Sektor mit seinem Förderprogramm unterstützen, insbesondere die Entwicklung von Anwendungsbeispielen der neuen europäischen Cloud.
Hintergrund dazu ist die Struktur von GAIA-X, die sich in verschiedene Sektoren differenziert. Bisher wurden im Rahmen von GAIA-X insgesamt neun Sektoren erarbeitet, die sogenannten Domänen Industrie 4.0 / KMU, Gesundheit, Finanzwesen, Öffentlicher Sektor, Geoinformationen, Smart Living, Energie, Mobilität und Agrar.
Anwendungsbeispiele aus Forschung und Entwicklung gesucht
Die Anwendungsbeispiele, die das BMWi durch seine Förderung schaffen möchte, sollen als neue Geschäftsmodelle entwickelt werden (auch durchaus in neuen GAIA-X Domänen), können aber auch Synergien in bestehenden und neuen Wertschöpfungsnetzwerken sein, vor allem mit Bezug zu Künstlicher Intelligenz (KI), Internet der Dinge (IoT) und Big Data. Das BMWi sieht industrielle Forschungs- und experimentelle Entwicklungsprojekte im Fokus des Förderprogramms.
Wer kann sich um die Förderung bewerben?
Wer kann sich um die Förderung bewerben? Das GAIA-X Förderprogramm steht offen für Verbundprojekte mit mindestens drei Partnern (und max. 10 Partnern). Partner sollen Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und Anwender sein – sowie mindestens ein mittelständisches Unternehmen (KMU) und/oder Start-Up. Die Partner in diesem Verbundprojekt sollen zudem Forschung einbinden, entsprechend können auch Hochschulen, Verbände und Forschungseinrichtungen als Partner beteiligt werden.
Antragstellung zum GAIA-X Förderprogramm
Die Antragstellung für das GAIA-X Förderprogramm verläuft in zwei Stufen; im ersten Schritt wird Skizzenvorlage verlangt und diese vom BMWi bewertet. Nur ein Teil der Antragsteller, nämlich die mit positiv bewerteten Projektskizzen, sollen dann im zweiten Schritt vollständige förmliche Förderanträge stellen. Die Projektlaufzeit ist auf mindestens 18 Monate (und max. 36 Monate) ausgelegt. Die Fördersummen und auch die genauere Antragstellung werden erst mit vollständiger Ausschreibung des Förderprogramms bekannt gemacht, voraussichtlich in den nächsten zwei bis drei Monaten.
GAIA-X – Innovation für digitale Industrie 4.0
Es wird auch Zeit, denn bereits für den Sommer 2021 sind die ersten zertifizierten Gaia-X-Anwendungen in Aussicht gestellt. Im November 2020 überraschte zudem das französische Unternehmen OVH-Cloud mit der Mitteilung, man gehe eine Partnerschaft für GAIA-X mit Google ein, Google sei bereit, den Europäischen Regularien Folge zu leisten. Das gelte im Hinblick auf Datenschutz (europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)), die Sicherheit der Daten, Überprüfbarkeit sowie Interoperabilität mit anderen Clouds.
Ob die bekannten Cloudanbieter nach europäischen Ansprüchen in Datenschutz und Transparenz überhaupt einzuhegen sind, hat in den letzten Monaten zu öffentlichen Diskussionen in Deutschland geführt, umso mehr nach dem EuGH Urteil „Schrems II“ vom Sommer 2020, durch den der DSS-Beschluss für ungültig erklärt wurde, der den USA bisher ein angemessenes Schutzniveau für personenbezogene Daten bestätigte.
Google jedenfalls wird in Zusammenarbeit mit OVH-Cloud nach Presseberichten wohl im Wesentlichen die Software und die Applikationen im Rahmen seiner sogenannten „Anthos-Technologie“ liefern, eine Open-Source kompatible Technologie, und die beteiligten Server wurden von OVH-Cloud gebaut.
Auch ein Vorbild für Deutschland? Auf jeden Fall macht das BMWi mit seinem GAIA-X Förderprogramm deutlich, dass man sich mehr Innovation für die digitale Industrie 4.0 aus Deutschland erhofft. Gerne schließen wir uns damit an und verweisen auf die jüngste Statistik der internationalen Patentanmeldungen im Bereich Industrie 4.0, die ernüchternd ist für Europa. Gleichzeitig raten wir eindringlich: melden Sie Ihre Erfindung zum Patent an, so schnell wie möglich. Gerne beraten und unterstützen wir Sie, sprechen Sie uns an!
Quellen:
Mitteilung des BMWi: GAIA-X Förderprogramm
Bild:
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